Durch die Baumaßnahme des Johann-Moritz-Quartiers kommt ein lang vergessenes Relikt aus dem 3. Reich zum Vorschein: Der „Tiefbunker Hindenburgstraße“ oder „ÖLSR Siegen – Hindenburgstraße“ wie er in städtischen Unterlagen genannt wird. Die Abkürzung steht für Öffentlicher LuftSchutzRaum. Markus Jung hatte die Möglichkeit im Rahmen seines Projektes „Siegener Unterwelten“, diesen Bunker mit seinen 1,80m dicken Wänden zu begehen. Bei dieser Möglichkeit sind die Bilder aus dem Inneren entstanden. Die Siegener Unterwelten beschäftigen sich mit der Aufnahme und Dokumentation historischer Anlagen. Überwiegend Arbeitet Jung im Bereich des Siegberges und nimmt dort Gewölbekeller, Brunnen und Stollen unter die Lupe.
Zur Geschichte des Bunkers:
Bevor der Bunker gebaut wurde, stand an dieser Stelle das sogenannte „Braune Haus“. Es war ursprünglich Sitz einer Oberförsterei und Bestandteil des alten Herrengartens. 1933 nahm die NSDAP das Gebäude in Besitz und zog mit einer ganzen Reihe von Parteiorganisationen dort ein. 1938 räumte die Partei die alte Oberförsterei und man begann mit den Tiefbauarbeiten für den Bunker, der 500 Personen aufnehmen sollte. 1941 wird der Hindenburgbunker als „eindeckungsfertig“ beschrieben. Für den Bau der Anlage bezahlte der Fiskus 600.096,91 Reichsmark. 1966 ging der Bunker in städtischen Besitz über.1In dieser Zeit wurde auch das Barmenia-Haus gebaut. Dafür wurde einer der zwei Zugänge des Bunkers umgelegt und eine neue Treppe gebaut. Ein Zugang aus dem Keller des damaligen Neubaus gab es nicht.
Die Vorschriften zum Bau von Luftschutzanlagen sahen vor, dass Bunker mit einem Fassungsvermögen von mehr als 300 Personen mit einer Notstrommaschine ausgestattet werden mussten. Ihre Kraftstoffreserven sollten für 10 Stunden Betrieb ausreichen. Ein Rundfunkgerät sowie eine Mikrofonanlage gehörten auch zur Ausstattung des Bunkers2. Heute noch sichtbar, wenn auch völlig verrostet, ist der alte Heizkessel, der mit Koks geheizt wurde. Direkt daneben befindet sich die Anlage zur Belüftung und Luftfilterung.
Lageplan des Bunkers im Zusammenhang mit der Neubaumaßnahme des Fürst-Johan-Moritz-Quartiers. Deutlich zu erkennen befindet sich der Bunker zu einem Teil unter dem Gebäude Hindenburgstraße 2 und zum anderen Teil unter der Verkehrsfläche Hindenburgstraße.
Die Vorschriften zum Bau von Luftschutzanlagen sahen vor, dass Bunker mit einem Fassungsvermögen von mehr als 300 Personen mit einer Notstrommaschine ausgestattet werden mussten. Ihre Kraftstoffreserven sollten für 10 Stunden Betrieb ausreichen. Ein Rundfunkgerät sowie eine Mikrofonanlage gehörten auch zur Ausstattung des Bunkers2. Heute noch sichtbar, wenn auch völlig verrostet, ist der alte Heizkessel, der mit Koks geheizt wurde. Direkt daneben befindet sich die Anlage zur Belüftung und Luftfilterung.
Auf dem Bauplan ist eine Hochwasserlinie eingezeichnet. Den damaligen Planern war es bereits klar, dass der Bunker im Grundwasser stehen wird. Deswegen hat man auch die Betonwanne mit entsprechender Abdichtung geplant und ausgeführt. Weiterer Bestandteil war die Schmutzwasserhebeanlage, die dafür sorgte, dass das Abwasser in die Kanalisation geleitet werden konnte. Noch heute befinden sich im Bunker 2 Tauchpumpen, die in Schächten in der Bodenplatte, die eine Dicke von 80cm aufweist, eingelassen sind. Sie sorgen dafür, dass sich kein Wasser ansammelt. Die Bunkerwände wie auch der Boden sind trocken.
1 Siegen unter dem Hakenkreuz – Ein alternativer Stadtrundgang, Siegen 2011 – Raimund Hellwig
2 Bunker und Stollen für den Luftschutz im Raum Siegen, Siegen 1980 – Joachim Stahl
Bildergalerie - Tour durch den Bunker
Grundrisse und Schnitte des Bunkers
Der Grundriss des Bunkers zeigt deutlich die dicken Wände aus Beton.
Oben in der Zeichnung sind die Belüftungskanäle zu erkennen. Diese führten unterirdisch vom eigentlichen Bunkerbau weg an die damalige Hauswand des Nachbarhauses. Dort kamen dann kleinere Belüftungsschächte an die Oberfläche.
Der Treppenzugang rechts wurde in den 1960ern umgelegt In dem Bereich wurde dann der Keller des Barmenia-Gebäudes gebaut.
Der Teilabriss des Bunkers und die weiteren Pläne
In den ersten Planungen für das Fürst-Johann-Moritz-Quartier war vorgesehen, das Barmenia Gebäude nicht abzureisen, sondern in den Neubau miteinzubeziehen. Das hätte dann auch den Teilabriss des Bunkers erspart. Im weiteren Verlauf hatte sich dann aber doch herausgestellt, dass eine Integration des Bestandsgebäudes nicht möglich ist und somit dann der Abriss geplant wurde.
Wie aus der Skizze zu erkennen, wurde das Barmenia-Gebäude um den Bunker herum gebaut und lastete sich auf einen Teil des Bunkers ab. Ein Zugang aus dem Kellergeschoss gab es nicht.
Im Bereich der Verkehrsfläche Hindenburgstraße beträgt der Schicht- und Straßenaufbau in Summe ca. 40-50cm. Die Gründung und der Bunker selbst liegen vermutlich vollständig im Siegkies.
Am 13.02.2020 wurde Seitens des Bauherrns/Investors der Abriss des Bunkers angezeigt. Die Zivilschutzbindung wurde bereits Ende 2019 aufgehoben. Der Bunker war zuvor schon entsprechend des Denkmalschutzgesetztes als ein Ortsfestes Bodendenkmal in der Bauleitplanung kenntlich gemacht worden. Als Folge dessen wurde der Bunker im Februar 202 von einem Team vom LWL-Archäologie dokumentiert. Die Berücksichtigung der denkmalrechtlichen Belange ist damit erfolgt.
Der Bunker wurde im gelb markierten Teilbereich zurückgebaut, um dem Neubau des geplanten Johann-Moritz-Quartiers zu weichen. Dazu wurden die Decken- und Bodenplatte sowie die tragenden Außen- und Innenwände abgebrochen.
Obwohl die Originalstatik des Bunkers nicht mehr vorhanden ist, kann man dennoch davon ausgehen, dass die Dimensionierung der Bauteile entsprechend dem Nutzungszweck eines Bunkers vorgenommen wurden. Dadurch kann man davon ausgehen, dass die Lasten weiterhin abgefangen werden können. Die offene Gebäudeflanke wurde durch eine neue Betonwand mit einer Stärke von 28cm wieder geschlossen.
Folgende Bereiche des Bunkers sind von dem Abriss betroffen: Technikräume wie Heizungskeller und der ursprüngliche Standort des Notstromaggregats wie auch die Lüftungstechnik, der östliche Bunkerzugang + Schleuse, 12 Räume und der große Aufenthaltsraum in der Bunkermitte.
Teilweise abgerissen sind 5 Räume.
Erhalten bleiben folgende Bereiche: westlicher Bunkerzugang mit Schleuse, Männer-WC und Frauen-WC und 10 Räume. Von den ursprünglich 4 Gängen bleibt der längste Gang erhalten.
Oben finden Sie entsprechende Links zur Baumaßnahme FJM-Quartier. Die Links verweißen auf pdf-Dokumente auf der Homepage der Stadt Siegen. Weiterführende Links zum Thema: