Die Fürstengruft in Siegen
Die Fürstengruft in Siegen zählt zu den bedeutendsten historischen Stätten in der Region und birgt eine reiche Fülle an Geschichten und Fakten über die Geschichte des Hauses Nassau.
Erbaut im 17. Jahrhundert, diente die Gruft als letzte Ruhestätte für Mitglieder der nassauischen Fürstenfamilie. Sie ist ein beeindruckendes Zeugnis barocker Sepulkralkunst und beherbergt prachtvolle Grabmäler und Sarkophage, die von der einstigen Größe und Macht der Herrscher erzählen.
Baugeschichte
Im Jahr 1663 begann Johann Moritz, der Landesherr, erste Verhandlungen mit den Vertretern der Stadt Siegen, um eine fürstliche Begräbnisstätte zu errichten. Die Entscheidung fiel auf das Gelände des Nassauischen Hofes (heute bekannt als Unteres Schloss). Dieser Bereich in der Nachbarschaft der Martinikirche wurde damals als Friedhof genutzt. Johann Moritz ließ die Fürstengruft ursprünglich als
eine freistehende Gruft planen und ausführen. Es sollte eine herrschaftliche Grabstätte und ein besonderer Ort für die Angehörigen der Dynastie sein. Der Architekt der Fürstengruft war der Niederländer Maurits Post (1645-1677). Die Grabstätte wurde im Jahr 1670 fertiggestellt.
Die Architektur der Gruft selbst ist ein Meisterwerk der damaligen Zeit. Die prächtigen Säulen, kunstvollen Steinmetzarbeiten und die fein gearbeiteten Details der Sarkophage zeugen von der handwerklichen Geschicklichkeit und dem Reichtum der Fürstenfamilie.
Zum Zeitpunkt der letzten Beisetzung im Jahr 1781 war die Fürstengruft bereits in den Bau des Unteren Schlosses integriert worden. Über der Gruft befand sich höchstwahrscheinlich die Privatkapelle des fürstlichen Hauses. Nach dem Aussterben der protestantischen Linie des Hauses Nassau-Siegen wurde das Untere Schloss hauptsächlich von Behörden genutzt und die Gruft geriet in einen Dornröschenschlaf.
Es folgten verschiedene bauliche Veränderungen der gesamten Anlage des Unteren Schlosses. Ein Brand im Jahr 1915 führte zu einer Aufstockung des Corps de Logis. Erst 1933 wurde der Durchgang zum Martinikirchhof geschaffen. Sowohl die Fürstengruft als auch das Untere Schloss erlitten im Zweiten Weltkrieg erhebliche Schäden. Die Wiedereinweihung erfolgte schließlich 1952. Nach einer umfassenden Sanierung im Jahre 2021, einschließlich neuer Beleuchtung und Informationstafeln, ist die Fürstengruft nun wieder regelmäßig für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Lage der Fürstengruft ist links auf einem Plan von 1802 eingezeichnet.
Ein Plan aus dem Jahre 1884 zeigt die Entwürfe für Umbaumaßnahmen, die offensichtlich den Zweck hatten, die Fürstengruft optisch aus dem Hauptgebäude hervorzuheben.
Im Jahre 1893 lies Kaiser Wilhelm II „zum frommen Gedenken an das verwandte Haus“ sanieren. Im Zuge dessen wurden die ursprünglichen Grabplatten bis auf zwei Ausnahmen durch Marmortafeln ersetzt. Sie zeigen lediglich die Namen und Lebensdaten der dort beigesetzten Personen auf. Bei sechs Nischen konnten die Beigesetzten nicht identifiziert werden.
Technik aus 1669
Eine Zeichnung aus dem Jahr 1669, aus der ersichtlich wird, wie die Särge in die Siegener Fürstengruft eingebracht wurden.
In einem umfangreichen Schreiben des Architekten Maurits Post an Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen in Kleve erläuterte er den Bau der Gruft. Dabei wird auch dargelegt, dass im Gewölbescheitel Ringe angebracht wurden, um per Flaschenzug die Särge in die dafür vorgesehenen Grabkammern zu heben.
Diese Ringe sind auch heute noch im Gewölbe erkennbar.
Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Abt. 171, Nr. B 861 II.
Nassauische Dynastie
Die Fürstengruft beheimatet die sterblichen Überreste von bedeutenden Persönlichkeiten wie Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen, einem wichtigen Kommandeur im Dreißigjährigen Krieg. Sein Mausoleum zählt zu den Höhepunkten der Gruft, gekennzeichnet durch kunstvolle Verzierungen und detaillierte Inschriften, die sein Leben und Wirken würdigen.
Neben Johann Moritz ruhen auch weitere Mitglieder der nassauischen Dynastie in der Gruft, deren Geschichte eng mit der Entwicklung Europas verbunden ist. Die Fürstengruft spiegelt somit nicht nur die lokale Geschichte wider, sondern auch die europäischen politischen und kulturellen Entwicklungen vergangener Jahrhunderte. In der Nische gegenüber dem Eingang steht seit 1670 eine Alabasterbüste des Fürsten Johann Moritz von Bartholomeus Eggers (um 1637-1692), die ursprünglich für den Garten seines Privathauses in Den Haag bestimmt war.
Die Wehrgänge
Nur Wenigen ist bekannt, dass über dem Gewölbe der Gruft noch Gänge verlaufen. Zwei höherliegende Türen links und rechts vom Eingangsportal sind das Einzige, was davon erkennbar ist. Hinter den Türen gehen nochmal ein paar Stufen nach oben, bevor man dann einen umlaufenden Gang betritt. Auf diesen Stufen im Zutrittsbereich der Wehrgänge, liegen gegossene Bodenplatten mit dem Schriftzug „1668“. Also ein Jahr vor der Vollendung des Baus.
Der Gang führt links und rechts neben dem Hauptgewölbe vorbei und verbindet sich auf der Rückseite. Hier steht man hinter den Schießscharten und blickt dadurch auf die Martinikirche. Von diesem umlaufenden Wehrgang zweigen dann jeweils zwei Wehrgänge über die Nebengewölbe ab.
Die Nebengänge liegen tiefer und sind jeweils über 6 Stufen nach unten zu erreichen. Der Umlaufende Gang hat eine Höhe bis zum Gewölbescheitel von ca. 2,30. Die vier kleineren abgehenden Gänge sind mit einer Höhe von ca. 1,6 m niedriger und waren höchstens für Beobachtungszwecke, jedoch nicht für Verteidigungszwecke, gedacht. Was dagegensprechen würde, sind die fehlenden Öffnungen nach außen. Diese sind hier nicht mehr erkennbar. Entweder wurden diese beim Bau des Mitteltrakts (Corps de Logis) verschlossen, oder es gab dort nie Öffnungen. Die genaue Funktion dieser Gänge bleibt daher noch ungelöst.